Familienbewusste Personalpolitik
Welche Maßnahmen kommen für welches Unternehmen in Frage? |
Handlungsfeld |
Maßnahmen |
Einsatzmöglichkeiten |
1. Flexible
Arbeitszeitregelungen |
Teilzeit, Gleitzeit, Langzeit und Lebensarbeitszeitkonten, Sabbaticals (Auszeiten), Servicezeiten mit teaminterner Abstimmung |
Grundsätzlich in Unternehmen aller Größen möglich, auch im Schichtbetrieb. |
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist die wenigstens teilweise Rückkehr von Beschäftigten in Elternzeit eine große Entlastung und Kostenersparnis. |
Für größere Unternehmen bieten Teilzeitmodelle zudem die Möglichkeit, vorhandene Kapazitäten flexibler einzusetzen. |
Einen Vollzeit- in einen Teilzeitarbeitsplatz umzuwandeln, erfordert zwei Personentage Organisationsaufwand. |
Eine Frage der Unternehmenskultur ist es, Vertrauensarbeitszeit einzuführen oder auf Kernzeiten zu verzichten und stattdessen selbst organisierte Anwesenheit zu definierten Servicezeiten einzuführen. |
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2. Familienbewusste Arbeitsorganisation |
Teamarbeit (auch altersgemischte Teams), Arbeitsaufträge flexibel gestalten und verteilen, dokumentierte Abläufe, Vertretungsregelungen, Familiensituation ins betriebliche Gesundheitsmanagement integrieren |
Die Berücksichtigung der Arbeits- und Betreuungszeiten von Beschäftigten mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen erfordert eine gewisse Kultur der Rücksichtnahme, aber in der Regel keinen weiteren Aufwand. |
Gesundheitsfördernde Angebote lassen sich ebenfalls – etwa in Zusammenarbeit mit Krankenkassen oder Genossenschaften – mit relativ geringem Aufwand auf die Beine stellen. |
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3. Familienfreundlicher Arbeitsort |
Mobiles Arbeiten etwa zu Hause, im Büro oder auf Reisen, (alternierende) Telearbeit, Mobilität der Beschäftigten fördern (ÖPNV-Zeiten anpassen, Fahrgemeinschaften fördern) |
Die Möglichkeit per Notebook, Handy und Hochgeschwindigkeitsnetz mobil zu arbeiten, ist in der Praxis stark branchenabhängig. Doch auch in produzierenden Unternehmen gibt es Verwaltungs- und Backoffice Funktionen, die per Notebook und Anrufumleitung ohne größeren Aufwand von zu Hause zu erledigen sind. |
Telearbeit eignet sich grundsätzlich für Unternehmen aller Größen. Allerdings kostet die nötige Infrastruktur Geld. |
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4. Informations- und Kommunikationspolitik |
Kontinuierliche Information über den Nutzen familienbewusster Personalpolitik (Intranet/Internet), Netzwerk oder Vorbildfunktion übernehmen, Ansprechpartner zum Thema „Vereinbarkeit“ benennen, Paten für Kontakt zu Elternzeitlern, Veranstaltungen |
Grundsätzlich in Unternehmen aller Größen und Branchen möglich und sinnvoll. Selbst in kleinen Betrieben bestehen verschiedene Informationsanlässe und Wege wie Versammlungen oder Betriebsfeste, bei denen die Vereinbarkeit thematisiert werden kann. |
Außerbetriebliches (finanzielles) Engagement – etwa in lokalen Bündnissen für Familie – ist für große Unternehmen leichter. Aber auch kleinere Betriebe können sich im Rahmen von IHK, HWK oder anderen Branchennetzwerken engagieren. |
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5. Führungskompetenz |
Familienorientierte Vereinbarungen unterstützen, Kommunikations-/ Konfliktfähigkeit fördern, Thema Vereinbarkeit in Leitbild und Führungsgrundsätze integrieren, Rücksichtnahme auf Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Kriterium in die Führungskräftebeurteilung aufnehmen |
Die Maßnahmen sind völlig branchen- und größenunabhängig, eine reine Frage der Unternehmenskultur.. |
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6. Personalentwicklung |
Familiäre Belange bei Einstellung und Karriereplanung berücksichtigen (Beschäftigte und Familie fortbilden und fördern, Teilzeitkarrieren – auch und gerade für Männer – ermöglichen, Patchwork-Erwerbsbiografien positiv bewerten) |
Urlaubs- und Krankheitsvertretungen oder Projektarbeit für Beschäftigte in Elternzeit sind für Unternehmen aller Größen und Branchen geeignet. |
Die Maßnahmen sind nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden. Im Gegenteil profitiert der Betrieb dadurch, dass er sich aufwändige Einarbeitung und Schulung externer Aushilfskräfte spart und sich die Kosten für Wiederqualifizierung und Einarbeitung beim späteren Wiedereinstieg reduzieren. |
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7. Angebote für den Wiedereinstieg nach Elternzeit |
Interne und externe Weiterbildung während der Elternzeit, Kontakthalten über Patenschaften, Betriebs- und Sportfeste, Weihnachtsfeiern, Jubiläen, Personal-Stammtische, Elterntreffen im Betrieb (ggf. ergänzt durch Kurzvortrag zu Elternzeit oder Wiedereinstieg) |
Weiterbildung und Kontakthalteprogramme sind für Unternehmen aller Größen und Branchen geeignet. |
Mit Blick auf die Kosten ist die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen während der Elternzeit insbesondere dann sinnvoll, wenn in absehbarer Zeit ein zeitlich befristeter oder dauerhafter Wiedereinstieg (etwa in Teilzeit) geplant ist. Für Unternehmen, die nicht über die Ressourcen für ein eigenes Weiterbildungsprogramm verfügen, bietet es sich an, externe Angebote zu nutzen. |
Für Kontakthalteprogramme entstehen in der Regel kaum Kosten, da die Aufgaben von den Paten während ihrer Arbeitszeit übernommen werden und Veranstaltungen ohnehin betriebsweit organisiert werden oder in den Betriebsräumen stattfinden. |
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8. Entgeltbestandteile |
Gehaltsbestandteile in Zuschüsse zu Betreuungskosten umwandeln, Erziehungszeiten für Betriebsrenten anrechnen, betriebliche Altersversorgung einführen |
Die Leistungen sind – im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten – für Unternehmen aller Größen und Branchen geeignet. |
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9. Geldwerte Leistungen für Familien |
Serviceangebote für Haushalt, Freizeit oder Gesundheit (etwa Haushaltsservices wie Reinigungs- und Bügeldienste, Personalkauf, Lebensmittellieferservices) |
Die Leistungen werden vom Unternehmen nur vermittelt und von den Beschäftigten selbst finanziert; Ausnahmen sind häufig Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, etwa Betriebssportangebote. Generell eignen sie sich sehr gut auch für kleinere Unternehmen, die andere Maßnahmen nicht umsetzen können. |
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10. Service für Familien |
Vermittlungsservice für Kinderbetreuung; Belegplätze oder eigene Einrichtung für Regel-, Notfall- und Ferienbetreuung; Eltern-, Kind-, Arbeitszimmer; sonstige Versorgungsarrangements für Kinder oder pflegebedürftige Familienangehörige |
Eigene betriebliche Kinderbetreuung kommt zwar eher für größere Unternehmen in Frage. Doch je nach Unternehmensgröße lassen sich individuelle Lösungen finden: Bereits ab drei gleichaltrigen Kindern kann ein Tagespflegemodell angeboten werden. Bis zu zehn Kinder verschiedenen Alters können in einer „Mini-Kita“ betreut werden. Ab elf Betreuungsplätzen mit Kindern bis zwölf Jahren kann eine echte Betreuungseinrichtung betrieben werden. |
Alternativ gibt es Modelle der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung, die dank überschaubarer Kosten und geringem Organisationsaufwand auch für kleinere Unternehmen in Frage kommen (etwa Belegplätze/Kontingente in bestehenden Einrichtungen, Förderung von Elterninitiativen, Bereitstellung von Tagesbetreuungskräften und Aupairs, Kinderbetreuungszuschüsse, Vermittlungshilfe durch Kooperation mit Familienservice etc.). |
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